Die Bundestagsfraktion von CDU/CSU ist auf eine Marketingkampagne hereingefallen. Einige deutsche Internetprovider haben heute angekündigt, durch Server-to-Server-Verschlüsselung und die Speicherung von E-Mails in Deutschland für mehr Sicherheit zu sorgen. Dabei handelt es sich offenbar um eine Werbekampagne: Die angesprochene Technik (ESMTP+TLS) ist seit vielen Jahren Stand der Technik, wurde jedoch in der Vergangenheit leider nur mangelhaft durch die betreffenden Provider unterstützt. Es ist begrüßenswert, dass sie diesen Zustand nun endlich ändern. Darüber hinaus wurde angekündigt, E-Mails nur in Deutschland zu speichern. Angesichts der Tatsache, dass sich diese Unternehmen und ihre Kunden in Deutschland befinden, wäre es technisch nicht sinnvoll, die Server irgendwo anders zu betreiben. In dieser Hinsicht ändert sich also rein gar nichts. Alles in allem bewerten wir diese Kampagne als reinen Marketinggag.

Nicht so die Bundestagsfraktion der CDU/CSU. Sie begrüßt in einer Pressemitteilung die Initiative und beweist ein bemerkenswertes Unverständnis betreffs der technischen Grundlagen. Es sei, so die PIRATEN, ausgesprochen bedenklich, dass Menschen mit einem derart gravierenden Mangel an Hintergrundwissen sich nun mit dem aktuellen Überwachungsskandal (Stichworte PRISM, Tempora, XKeyscore) auseinandersetzen sollen.

»Eine saubere Lösung würde darin bestehen, Nachrichten nicht nur auf Teilen des Übertragungswegs, sondern vollständig vom Sender zum Empfänger zu verschlüsseln – eine so genannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Exakt dieses Wissen wird bei Kryptopartys vermittelt, wie sie unter anderem auch von der Piratenpartei veranstaltet werden«, so Sven Krohlas, Sicherheitsexperte und Bundestagskandidat der Piratenpartei Baden-Württemberg auf dem Listenplatz 2.

Siehe auch:

Datenschutz: Telekom, Web.de und GMX machen E-Mails sicherer (Bericht bei SPIEGEL Online)