Vergangene Woche gaben sich Unbekannte als Jungliberale (Jugendorganisation der FDP) aus, verteilten Flyer vor der Agentur der für Arbeit. Die vermeintlichen JuLis formulierten einige radikale Parolen und Forderungen, u.a. „Streichung des Elterngelds für ALG-II-Empfänger, denn Armut soll sich nicht reproduzieren!„.
Die Stuttgarter Zeitung nahm das zum Anlass, am Donnerstag darüber zu berichten und führte auch ein Interview mit einem gewissen Markus Roth, 29, angebliches Mitglied des Landesvorstands der FDP. Nun, ein Blick auf die Website der FDP genügt, um festzustellen: Da gibt es keinen Roth. Die Online-Version des Berichts wurde mittlerweile vom Netz genommen, stattdessen entschuldigt sich die Stuttgarter Zeitung öffentlich bei den Jungliberalen. Man bedauere, „dass die Jungen Liberalen durch die Berichterstattung über die von Dritten fälschlich in Umlauf gebrachten Behauptungen in ein falsches Licht gerückt worden sind„.
Solche Aktionen sind nichts Neues – die „Yes Men“ fallen regelmäßig durch vergleichbare Protestaktionen auf. Viel interessanter als die Aktion selbst ist in diesem Fall das offensichtliche Versagen der Presse: Es wirkt so, als hätte niemand bei der Stuttgarter Zeitung auch nur in Ansätzen recherchiert. Scheinbar hat es keiner für nötig befunden, nachzuprüfen, ob Roth denn auch tatsächlich ein Vorstandsmitglied der Baden-Württembergischen FDP sei. Wie kann es sein, dass eine angesehene Tageszeitung derart versagt? Die Jungen Liberalen haben übrigens auf ihrer Website umgehend eine Stellungnahme zu den Medienberichten veröffentlicht.
Die traditionellen Printmedien betonen regelmäßig ihre Überlegenheit gegenüber Online-Medien und der Blogosphäre, denn sie hätten eine Sorgfalts- und Recherchepflicht, die man im Internet vermissen würde… #Qualitätsjournalismus #FAIL 🙂
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