Entstehung und Organisation
Die PiratinnenKon entstand als Reaktion auf ein Interview der SZ mit Bernd Schlömer, dessen dort gemachte Aussagen von vielen Piraten und Piratinnen teilweise kritisch aufgefasst wurden. In konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand und insbesondere der Prozessdesignerin Katrin Faensen wich die Organisation vom für viele Parteiveranstaltungen üblichen Frontalkonzept ab. Stattdessen wurde mit einem Konzept gearbeitet, das vielen Teilnehmenden neu war und allen die Möglichkeit bot, sich bei der Themenerarbeitung auf vielfältige Weise einzubringen und mitzumachen.
Ablauf
Nach der Begrüßung und der Keynote von Nicole von Horst startete das World Café. Dazu waren Tische vorbereitet worden, an denen jeweils ein Gastgeber – Host genannt – mit ca. sechs weiteren Personen saß, die sich nach jeder Runde neu mischten und an anderen Tischen einfanden. Jeder Tisch bearbeitete eine bestimmte Frage zur Frauen-, Gender- oder Diskriminierungsthematik, und der Host gab jeder neuen Gruppe eine kurze und grobe Zusammenfassung, damit aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen weitergearbeitet werden konnte. Zusätzlich waren die Tische mit großen Papierplakaten beklebt, die sich schnell mit Schlagworten und Notizen zur Diskussion füllten. Anschließend fassten die Hosts die Ergebnisse zusammen und präsentierten sie den Konferenzteilnehmern.
Beim anschließenden Storytelling fand man sich in Kleinstgruppen zusammen, um persönliche Erfahrungen mit dem Thema und die Gründe für die eigene Motivation zur Teilnahme an der PiratinnenKon zu teilen und den Gesprächspartnern kommentarlos zuzuhören.
Der erste Veranstaltungstag endete mit der Fishbowl, einer Form der offenen Podiumsdiskussion, bei der die Diskutierenden ständig wechseln und jeder zu Wort kommen kann, der etwas beitragen möchte. So entstand eine vielseitige Reflexion der bisherigen Arbeitsergebnisse.
Der Sonntag begann mit einer Planänderung. Statt der Weiterführung der Fishbowl sahen wir uns zuerst noch einmal die Plakate vom Vortag in Ruhe an, um danach Schwerpunkte und Fragestellungen herauszuarbeiten. Diese wurden dann in einem Pro Action Café ähnlich wie beim World Café, an verschiedenen Tischen behandelt, nur sollten wir diesmal in vier Runden die Themen unter jeweils einer anderen Fragestellung bearbeiten. Im Anschluss wurden auch diese Ergebnisse wieder präsentiert und es gab ein kurzes Resümee der Veranstaltung.
Abschließend fand eine Pressekonferenz statt, in der die Ergebnisse präsentiert wurden und einzelne BTW-Kandidatinnen sich und ihre Themen vorstellten.
Ein Fazit der Veranstaltung ist der allgemeine Konsens über die schlechte Diskussionskultur, die fehlende Entschuldigungskultur in unserer Partei und die Fragestellung, wie weniger Bühnenbegabte oder schüchterne Menschen zu Wort kommen und vor Diskriminierung und Mobbing geschützt werden können. Lösungsansätze dafür sind verlässliche Strukturen durch Diskriminierungsbeauftrage, Verhaltensregeln und -empfehlungen sowie eine bedürfnisorientierte Kommunikation und Organisation von Veranstaltungen. Außerdem bot die PiratinnenKon natürlich eine der seltenen Gelegenheiten der persönlichen Vernetzung der Teilnehmenden, die u.a. auch durch ein Treffen während des Bundesparteitages in Neumarkt fortgeführt wurde.
Persönliches Fazit von Teilnehmerinnen und Besucherinnen aus Baden Württemberg
»Ich bin mit wenigen Erwartungen, dafür mit vielen Befürchtungen nach Berlin gefahren. Trotzdem hatte ich mir vorgenommen, mich einfach mal darauf einzulassen und zu schauen, was dabei herauskommt. Es waren sehr unterschiedliche Menschen vor Ort, die ebenso unterschiedliche Ansichten hatten. Trotzdem war es möglich, sich auf sachliche und dadurch sehr angenehme Art und Weise auszutauschen. Besonders das World Café hat dazu beigetragen. Insgesamt bin ich von der Veranstaltung sehr positiv überrascht gewesen.«
„Ich habe die Entstehungsgeschichte und den Organisationsverlauf ebenso wie die Diskussion und die Kritik um die Veranstaltung verfolgt und versucht, möglichst offen hinzufahren, mitzumachen und mir dann eine Meinung zu bilden. Sehr erfreulich fand ich die Kritikfähigkeit der Veranstalterinnen und die Courage, Fehler zuzugeben. Entgegen einiger Befürchtungen war nicht nur der Veranstaltungsprozess liquide, sondern alles sehr ergebnisoffen, wenn auch beim World Café sehr abhängig vom Talent der Hosts. Ungeschickte oder unklare Fragestellungen wurden von den Teilnehmern am Tisch korrigiert. Das Thema der Konferenz war natürlich grob vorgegeben, aber die Ergebnisse ließen sich nicht voraussagen. Das für die Piratenpartei eher unbekannte Prozesskonzept war ein gelungenes Experiment und ist eine Bereicherung für unsere Arbeitsweisen. Die Atmosphäre war klasse, der Umgang freundlich, höflich und respektvoll, und das hat trotz und wegen sehr unterschiedlicher Meinungen konstruktive Arbeitsprozesse erst ermöglicht. Etwas, dass ich zukünftig öfter vorfinden möchte und zu dem jeder einzelne von uns beitragen muss. Erschreckt hat mich dagegen die Art und Weise, wie von einigen Leuten gegen die PiratinnenKon, ihre Organisatoren und Teilnehmer schon im Vorfeld, aber auch danach gehetzt wurde und immer noch wird. Solange sich das und einiges anderes nicht ändert, sind Veranstaltungen wie diese Konferenz dringend nötig.«
Zusammenfassung von jemandem, der sich die Konferenz von außen angeschaut, sich aber nicht beteiligt hat:
»Wirklich gut gefallen hat mir der Ansatz, durch verschiedene Mechanismen viele Leute miteinander bekannt zu machen und sie in unterschiedlichen Konstellationen miteinander reden zu lassen. Weiterhin fand ich es erstaunlich, dass am Samstagabend in der Fishbowl (vor dem kleinen Zwischenfall mit dem zu viel redenden und leicht provokanten Menschen) sehr viele Statements zur allgemeinen Diskurskultur bei den Piraten und dazu kamen, wie man diese verbessern könne. Erstaunlich deswegen, weil man anscheinend – abgeleitet vom eigentlichen Thema – auf einer generelleren Ebene Lösungsansätze formulierte. Nicht mitbekommen habe ich, ob ernsthaft Lösungsvorschläge erarbeitet wurden. Das kann daran liegen, dass ich am Sonntag kaum im Raum war, oder aber daran, dass tatsächlich keine erarbeitet wurden. Sollte Letzteres der Fall sein, beurteile ich das kritisch. Mangels Information kann ich das aber nicht ernsthaft bereden.«
»Ich selbst fuhr mit sehr skeptischen Erwartungen zur Veranstaltung. Diese wurde vor allem von den im Vorfeld teils sehr heftigen Auseinandersetzungen hervorgerufen. Aber bereits nach der ersten Runde WorldCafé war ich sehr positiv überrascht von der konstruktiven Atmosphäre auf der Veranstaltung. Diese Veranstaltung wird für sich allein natürlich keine Probleme in der (unserer) Genderdebatte lösen – dafür sind die Positionen und Meinungen viel zu kontrovers. Dies könnt ihr selbst nachvollziehen. Unter dem Hashtag #piratinnenkon findet ihr bei Twitter jede Menge Vorwürfe und zum Teil unsinnige Unterstellungen. Viele Vorwürfe kamen dabei von Leuten, die selbst gar nicht vor Ort waren. Für mich bestätigte sich wieder einmal eine meiner Überzeugungen: Ein Treffen mit Menschen anderer Meinung vor Ort bringt viel mehr Klarheit und bessere Ergebnisse als wochenlange unpersönliche Diskussionen per E-Mail oder in sozialen Netzwerken. Dies gilt vor allem, weil es beim Thema Diskriminierung oft um sehr persönliche Erlebnisse geht. Diese persönlichen Erlebnisse möchte kaum jemand in der Öffentlichkeit ausbreiten. Häufiges Gesprächsthema war deshalb auch, dass wir die häufig sehr speziellen Probleme Einzelner ernst nehmen müssen. Verbale Angriffe auf Menschen (›Shit-Storms‹), die wegen persönlicher Erlebnisse einem Vorschlag nicht zustimmen, müssen möglichst verhindert werden. Wir alle sind gefordert, Menschen beizustehen, die Opfer solcher Attacken werden. Aber auch die andere Seite sollten wir nicht vergessen. Denn es gehört auch viel Mut dazu, öffentlich um Verzeihung zu bitten. Dies muss von uns ebenfalls honoriert werden.«
»Ich fand das Konzept sehr gelungen. So viele unterschiedliche Leute (die aber irgendwie doch alle fast gleich waren), habe ich noch nie so schnell kennengelernt. Auch die Diskussionen und Ergebnisse waren daher sehr vielfältig und konstruktiv. Sollte es eine Weiterführung geben, wäre ich bestimmt wieder gerne mit dabei.«
»Ich hab ja im Vorfeld ein bisschen was mitbekommen – auch die Shitstorms – und war dementsprechend ein bisschen angespannt, was da wohl auf uns zukommt. Meine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet, es waren ungefähr gleich viel Frauen wie Männer mit vielen unterschiedlichen Hintergründen da. Im Großen und Ganzen lief alles ziemlich konstruktiv ab, wenn auch das Konzept etwas ungewohnt und die Zeit pro Runde im World Café doch etwas knapp war. Eigentlich eine gelungene Konferenz, bei der ich auch wieder dabei wäre.«
weiterführende Links:
Blogpost aus Ludwigsburg
Wiki Piratinnenkon
Blog Piratinnenkon
Fotos der Plakate
Mit PRISM und Tempora wurden Daten privater Nutzer im massiven Umfang ausgespäht. Vermutlich laufen die Programme auch jetzt noch weiter. Es ist davon auszugehen, dass jeder betroffen ist.
Der erste Veranstaltungstag endete mit der Fishbowl, einer Form der offenen Podiumsdiskussion, bei der die Diskutierenden ständig wechseln und jeder zu Wort kommen kann, der etwas beitragen möchte. So entstand eine vielseitige Reflexion der bisherigen Arbeitsergebnisse.
Wozu auch Argumentieren, wenn man einfach laut wie eine Herde Schafe herumblöken, seine beschrifteten Möpse auspacken oder anderen idiotischen Scheissdreck dieser Art machen kann? Argumentieren ist ja viel zu männlich und sachlich, sowas machen doch Netzfeministinnen nicht! Bei denen soll ja schon jeder applaudieren, wenn sie überhaupt mal aus dem Haus gehen, ohne dass der Kühlschrank leer ist.
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