Für die Erstellung eines neuen Verkehrskonzepts für Wollmatingen erfasst die Stadt Konstanz in Kürze mit Hilfe von Videotechnik an acht Stellen die Kennzeichen der vorbeifahrenden Autos. Diese Erfassung soll laut Verwaltung über mehrere Wochen andauern. Damit möchte die Stadtverwaltung die Ausgangs- und Endpunkte der jeweiligen Autofahrten herausfinden.
Die Piratenpartei Baden-Württemberg kritisiert, dass hier und auch bei ähnlichen Vorhaben in anderen Städten Baden-Württembergs in unverhältnismäßiger Art und Weise in die Privatsphäre der Autofahrer eingegriffen wird. „Insbesondere in Wollmatingen mit nur einer Eingangs- und Ausfallstraße würde eine simple Zählung der Fahrzeuge einen ähnlichen Erkenntnisgewinn bringen, um ein neues Verkehrskonzept entwickeln zu können. Aus Datenschutzsicht wäre dies der sinnvollere Ansatz“, so Ute Hauth, Direktkandidatin für den Wahlkreis Konstanz.
„Das Recht des Einzelnen, die Nutzung seiner persönlichen Daten zu kontrollieren, muss garantiert werden. Dies gilt dem Staat gegenüber ebenso wie im Wirtschaftsbereich. Wir wollen weder den gläsernen Bürger noch den gläsernen Konsumenten“, so die Piraten in ihrem Wahlprogramm zur Landtagswahl 2011.
Mal ne blöde Frage: Kennzeichen aufnehmen, OCR drüber, Hash bilden, Original löschen? Das sollte technisch kein Problem sein, brächte die selben Erkenntnisse, und es wäre niemand zurückverfolgbar.
Wahrscheinlich übersehe ich irgendwas dabei, oder?
Na gut, dass eine von diesen Cat Traffic Kameras quasi vor meiner Wohnung steht, da wird jetzt halt regelmäßig eine Tüte drüber gestülpt 🙂
@joschtl Man gewinnt kaum Privatsphäre, wenn man die Kennzeichen mit OCR erfasst und dann gehasht speichert.
z.B. KN – 1234 oder KN – AB 123 oder …
Die Länge eines Kennzeichens ist bekannt und der Zeichenvorrat stark begrenzt. Man kann mit einem einfachen Programm alle möglichen Kennzeichen im Kreis Konstanz erzeugen und jedes einzelne hashen. Danach braucht man nur noch mit den Daten vergleichen, die man erfasst hat und die Privatsphäre ist hinüber.
Ein solches Programm bekommt jeder gute Informatikstudent im ersten Semester ohne Probleme hin.
Wie man es auch dreht und wendet. Kennzeichenerfassung ist uncool.
Hm. Auch wahr.
Andererseits muss ich selbst den Hash nur so lange aufheben, bis das Fahrzeug wieder raus aus dem Ort ist – dann kann ich es „Fahrzeug n“ nennen. Alternativ kann ich den Hash auch nach (sagen wir) fünf Minuten löschen und das Fahrzeug „Fahrzeug n“ nenen und es als eines verbuchen, das nach Wollmatingen gekommen ist, um dort erst mal zu bleiben. Damit endet die Zuordenbarkeit nach längstens fünf Minuten.
Grundsätzlich bleibe ich bei der Ansicht, dass das verfolgte Ziel kein schlechtes ist und man sich daher durchaus Gedanken machen sollte, wie man eine solche Zählung datenschutztechnisch verantwortungsvoll durchführen kann. Da die Forderungen an das Verfahren überschaubar sind, müsste das auch machbar sein.
Eine schlichte Zählung erfüllt übrigens bei weitem nicht den selben Zweck: es kann nicht unterschieden werden, ob „von rechts“ und „von links“ jeweils 100 Fahrzeuge nach Wollmatingen fahren, beim Bäcker Brötchen kaufen und wieder zurück fahren, oder ob 100 Fahrzeuge in dere einen und 100 in der anderen Richtung durchfahren. Das wäre (beispielsweise) für die Entscheidung, ob eine Umgehungsstraße zu bauen ist, aber von großer Bedeutung!
Der Hash verhindert, dass man mit einem Blick sehen kann, welches Auto wo gefahren ist. Aber: Wenn der Hash-Algorithmus bekannt ist, kann ich auch ein Nummernschild, das ich überwachen möchte darauf ansetzen und finde die dazugehörigen Fahrdaten.
Die Frage darf aber nicht sein, herauszufinden, wie man so etwas sicher oder Datensparsam machen kann, sondern hier eine solche Maßnahme überhaupt notwendig ist.
Um herauszufinden, welche Straßen wann am meisten genutzt werden, reicht es, die Autos zu zählen. Unabhängig davon, wo die hinfahren. Man kann auch an Kreuzungen genau zählen, wie viele Autos geradeaus fahren und wie viele abbiegen, um das Ergebnis genauer zu haben.
Man muss dafür aber nicht wissen, welchen Weg genau ein Fahrzeug nimmt und schon garnicht, um wen es sich dabei handelt.
Die Verkehrsplaner bekommen mit einer genauer Fahrzeugliste noch mehr Arbeit, weil die Daten komplexer und fehlerhaft sind. Es braucht nur ein Auto an einem Standort falsch erkannt zu werden und schon ist da ein Wagen, der nirgendwo mehr zugeordnet werden kann. Daher wird die Versuchung groß sein, auch das Foto noch zu speichern, damit man nochmal drauf schauen kann, wenn es mit der automatischen Erkennung ‚mal nicht so klappt‘.
Die gesammelten Daten lassen weit mehr Interpretationsmöglichkeiten zu als man denkt: ‚Guck mal, der kommt immer von Osten in die Stadt, dabei wohnt der doch westlich von hier?‘. ‚Hier die zwei fahren jeden Tag hintereinander her, das ist doch kein Zufall?‘.
Natürlich wird es auch Bestrebungen geben, die Aufzeichnungen länger laufen zu lassen, ‚falls mal was passiert‘, dann wird nämlich die Polizei versuchen, auf die Daten zugreifen zu dürfen, ‚wenn die doch da sind, sollten wir sie auch nutzen dürfen‘ – immer wieder gerne gehört.
Halten wir also fest: Für Stadt- oder Verkehrsplanung benötigt man die Kennzeichen nicht.
Was der wahre Grund einer automatisierten Kennzeichenerfassung ausgerechnet im grenznahen Gebiet zur Schweiz sein könnte… werden wir wohl nie erfahren.
Denk! Selbst! 😉
Sikk
Ach ja, den hier möchte ich noch nachreichen 🙂
http://landofthefreeish.com/security/sql-injection-license-plate/
Ciao,
Sikk
Das mit dem Hash klappt, wenn man den „salted“ macht.
Das Salz in der Suppe wird generiert, außerhalb menschlich lesbaren Zugriffs abgelegt und nach Ablauf der Erfassung ungesehen vernichtet.
Wär doch machbar, oder?
Das mit dem Hash klappt wenn man der Stadtverwaltung traut diesen auch zu verwenden. Aber dann kann man Ihnen auch trauen die Verkehrsanalyse BDSG konform zu pseudonymisieren (und zu sichern).
Gruss
Bernd
Wie war das nochmal mit dem transparenten Staat. Warum kann ich so wenig über die Direktkandidaten erfahren…
Ihr tut immer so, als ob ihr besser wäret als die anderen. Das Gegenteil ist der Fall.