Die Stuttgarter Piraten haben am heutigen Sonntag den 13.Mai 2018 eine Feinstaub-Kehrwoche durchgeführt. Die Idee dazu stand schon seit einiger Zeit im Raum. Da am heutigen Nachmittag die B14 ohnehin für eine Versammlung gesperrt war, haben wir die Gelegenheit ergriffen auszuprobieren ob man tatsächlich die Luftqualität verbessern kann, wenn man den Staub, der sich an Tunnelwänden ablagert, entfernt.
Die Idee hinter der Aktion ist, den Staub zu entfernen, bevor er zu Feinstaub wird.
Der Staub an den Wänden wird besonders im Tunnel, wo er immer trocken bleibt, von vorbeifahrenden Autos aufgewirbelt. Kommt er unter die Räder, wird er mit der Zeit so fein zerrieben, dass er als Feinstaub gilt.Nachdem wir uns das OK des Ordnungsamtes geholt haben (das übrigens angenehm unbürokratisch war), haben wir einen Stromgenerator gemietet, unseren Industriestaubsauger eingepackt und sind losgezogen.
[caption id="attachment_2423" align="alignnone" width="300"] Unter den Augen der freundlichen Polizei[/caption]
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In der Straßenunterführung unter dem Gebhard-Müller-Platz sind die Wände fast schwarz vom Staub. Mit einem Staubsauger lässt der sich aber einigermaßen entfernen, und wenn man mit einem Handfeger nachhilft, kommt schnell das originale Betongrau zum Vorschein.
Wir waren selbst überrascht, wie dick die Staubschicht ist.
Insgesamt wurden zwei Staubsaugerbeutel gefüllt, und rund 1,5 kg Staub gesammelt.
Diese Menge würde reichen 600 Millionen Kubikmeter Luft mit 20 Mikrogramm Feinstaub zu versetzten.
[caption id="attachment_2414" align="alignnone" width="300"] Nach rund zwei Stunden[/caption]
Bereits einige Tage vorher wurde unser Feinstaubsensor aufgestellt, um zu prüfen, ob sich auch in der Messung ein Effekt zeigt.
Wir wollen beobachten, wie (und ob) sich die Feinstaubwerte am Tunnelausgang verändern, wenn die Wände vom Staub befreit wurden. Dazu werden wir auch die Daten der vielen privat aufgestellten Sensoren mit den von uns vor Ort gesammelten vergleichen. Wir haben die Hoffnung, dass unsere Aktion tatsächlich zu einer Verringerung der Feinstaubkonzentration hinter dem Tunnel führt.
[caption id="attachment_2416" align="alignnone" width="300"] Der Feinstaubsensor im Einsatz[/caption]
Oliver Burkardsmaier, Vorsitzender der Piratenpartei Stuttgart, der mit Christian Brugger-Burg, dem Urheber der Idee der Feinstaub-Kehrwoche, heute an der Aktion beteiligt war, erklärt:
„Die Piratenpartei hat seit jeher versucht, Dinge anders zu machen, neu zu denken, und dabei das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Wir wollen nicht, dass Menschen nicht mehr vernünftig zur Arbeit kommen, weil ihnen das Autofahren verboten wurde. Wir wollen auch keine automatisierte Massenüberwachung, die es bräuchte, um so ein Fahrverbot, mit all den notwendigen Ausnahmen, tatsächlich durchzusetzen.
Vor allem wollen wir aber keine leeren Versprechungen. Wir wollen, dass die realen Probleme angegangen und gelöst werden. Wir wollen ein lebenswertes Stuttgart. Und wir wollen vernünftige Lösungen.
Und wir nehmen uns selbst dabei keineswegs aus. Darum sind wir heute mit einem Staubsauger losgezogen, um wenigstens im Rahmen unserer begrenzten Möglichkeiten Stuttgart ein kleines bisschen besser zu machen. Auch wenn Stadt und Land bisher herzlich wenig unternommen haben, um das Feinstaubproblem tatsächlich zu lösen, hoffen wir doch, dass diese Maßnahme, die wir heute getestet haben, aufgegriffen und von der Stadt Stuttgart weitergetragen wird. Wir werden jedenfalls weitermachen.“
In den kommenden Tagen werden wir die Daten des Feinstaubsensors auswerten.
Bereits jetzt können wir aber sagen, dass die rund 1,5 kg Staub, die wir heute zu zweit in knapp zwei Stunden beseitigt haben, nicht mehr in Stuttgarts Luft herumwirbeln werden. Wir sind daher mit unserer Aktion durchaus zufrieden.
Herzliche Gratulation zum landespolitischen Erfolg von einer schwäbischen Piratenmutter!