Der Landesverband der Piratenpartei Baden-Württemberg freut sich darüber, dass sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) einen fahrscheinlosen ÖPNV im Land vorstellen kann, und fordert ihn auf, Modellprojekte in Baden-Württemberg zu realisieren. Die Piraten wollen den fahrscheinlosen ÖPNV in drei Modellregionen prüfen und wissenschaftlich begleiten. Dafür bieten sich ihrer Meinung nach jeweils ein Ballungszentrum, ein Mittelzentrum und eine Region des ländlichen Raums an. [1]
»Eine landesweite Umstellung von heute auf morgen ist nicht umsetzbar, aber solche Modellprojekte können noch in dieser Legislaturperiode begonnen werden«, so Lars Pallasch, Vorsitzender der Piratenpartei Baden-Württemberg. »Baden-Württemberg könnte hier deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnehmen und den Beispielen von Hasselt und Talinn folgen. Wir bieten Herrn Hermann hier gerne unsere bisher gesammelten Daten zu diesem Thema an.«
Die Piratenpartei ist davon überzeugt, dass ein fahrscheinfreier öffentlicher Personennahverkehr langfristig einen Gewinn für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft darstellt. Für auswärtige Besucher steigt die Attraktivität der Städte ebenfalls. Diese werden als zusammenhängender Lebensraum aufgewertet, da in Ballungsgebieten eine stärkere Nachfrage zu einem attraktiveren Angebot führen wird. »Davon profitieren Staat, Wirtschaft und Bürger gleichermaßen«, so Pallasch weiter. »Vorreiterstädte wie das belgische Hasselt zeigen, dass dies geht.«[2]
[1] http://www.piratenpartei-bw.de/wahl/wahlprogramm/bauen-verkehr-und-wirtschaft/
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Personennahverkehr_in_Hasselt
Das kombinierte Gebiet von KVV und AVG wäre für ein solches Pilotprojekt sicher prädestiniert. Es umschließt mit Karlsruhe sowohl eine Stadt mittlerer Größe, als auch ländliche Gebiete von Eutingen im Gäu bis in die Pfalz, vom Elsass bis kurz vor Heilbronn. Somit bilden die Einwohner des Einzugsbereichs sicher einen repräsentativen Querschnitt.
Wir sind hier sehr ländliche Gegend. Wo kann sich der Main-Tauber-Kreis bewerben?
Nur mal so als Anmerkung:
Wir fordern im Gegensatz zum Verkehrsminister KEINE CITY-MAUT, jedenfalls steht dazu nix in unserem Programm und ich kenne auch keinerlei Bestrebungen in der Piratenpartei, eine solche zu fordern. Im Gegenteil: Für das Stuttgarter Kommunalprogramm wird bereits an einem Punkt gearbeitet, der eine City-Maut ablehnt.
Außerdem gab es in Tallin einen Bürgerentscheid, in dem sich drei Viertel der Teilnehmer für einen fahrscheinlosen ÖPNV ausgesprochen haben:
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1293434
Interessant wäre auch eine Interimslösung.
Es kann z.B. nicht sein, dass für Schüler und Studenten
laufend die Ticketpreise von der VVS und Bahn erhöht werden.
Diese sind untragbar hoch ( z.B. 185,00 Euro) und dies bei
bafög usw.
„Es kann nicht sein“ ist eine unterirdische Arugmentatiosnweise.
Ein Problem beim kostenlosen ÖPNV ist die umgekehrte Anspruchslage: Bisher werden öffentlichen Verkehrsmittel v.a. dort eingesetzt, wo sie am meisten nachgefragt werden (sozusagen marktorientiert). Beim kostenlosen ÖPNV haben alle Bürger der Region denselben Anspruch auf Anbindung: Das ist schön für die bisherigen Randgebiete, die nun auf eine bessere Anbindung hoffen (bzw. sogar rechtlich durchsetzen können – schließlich zahlen sie soviel wie jeder andere). Insgesamt führt das aber entweder zu höheren Gesamtkosten oder zu einer schlechteren Versorgung in den Ballungsgebieten.
Da die Nutzungsintensität des ÖPNV keinen direkten Einfluss mehr auf die Finazierung hat, liegt auch das Primat nicht mehr bei den Nutzern sondern bei der Politik (bzw. bei den Gerichten, die mittelfristig die Rechts-/ Anspruchslage klären müssen).
Kostenloser ÖPNV ist eine spannende Idee mit Potential – meines Erachtens aber bisher noch nicht ausreichend durchdacht. Dabei eignen sich Städte wie Talinn und Hasselt auch leider nur bedingt als Blaupause für die Situation in Deutschland.
ich halte die idee des fahrscheinlosen öpnvs auch nur in ballungsgebieten mit einer dichten öpnv-infrastruktur für sinnvoll