Update 14.04.2015: Die hier vorgestellte Vorgehensweise ist nach aktuellen Informationen so nicht mehr möglich, da von manchen Anbietern eine Verifizierung gefordert wird.
In dieser Woche erklären die Piraten in Baden-Württemberg, wie man sich effektiv gegen Überwachung wehren kann. Grund ist das neue Überwachungsgesetz zur Bestandsdatenauskunft, gegen das am Sonntag bundesweit Proteste stattfinden werden. Heute zeigen wir, wie man sich zum Schutz der Privatsphäre eine anonyme Prepaid-SIM-Karte einrichten kann.
Bei Prepaid-Karten, die nicht auf den echten Namen registriert sind, laufen Auskünfte nach Bestandsdaten zu einer echten Person ins Leere. Auch die Abfrage in die andere Richtung, also die Zuordnung des Anschlussinhabers zur IP-Adresse beim Surfen übers Mobilfunknetz, wäre erfolglos. Daraus ergibt sich eine relative Sicherheit gegenüber unberechtigten Abmahnungen, da es deutlich schwieriger ist, an die Daten des Anschlussinhabers zu gelangen.
Die anonym registrierte SIM-Karte lässt sich ganz normal nutzen. Egal ob zum Telefonieren oder – nach dem Buchen einer Surf-Flatrate –, um mit dem Smartphone mobil ins Internet zu gehen.
Unkompliziert anonym zu registrierende SIM-Karten bekommt man in Supermärkten, Drogeriemärkten oder an Tankstellen. Die Handyläden der Mobilfunkanbieter eignen sich nicht für den Kauf einer anonymen Prepaid-Karte, da dort meist die eigenen Daten angegeben werden müssen und ein Ausweis verlangt wird.
Die Prepaid-Karte sollte natürlich mit Bargeld bezahlt werden. Ein Kauf mit der EC-Karte ließe sich eventuell nachvollziehen, was ja gerade nicht gewünscht ist. Aus dem gleichen Grund sollte man generell, im Besonderen jedoch beim Kauf eines Prepaid-Starterpakets, auf Bonusprogramme wie Payback verzichten. Gleiches gilt natürlich auch für späteres Aufladen der Karte mit Guthaben.
Exemplarisch für jedes Netz können wir Prepaid-Karten folgender Anbieter nennen, die sich schon erfolgreich ohne größeren Aufwand anonym freigeschalten ließen: Fyve (Vodafone), Fonic (o2), Congstar (T-Mobile) oder Blau (E-Plus).
Die Freischaltung mit falschen Daten ist zwar eigentlich mit den AGB der Provider nicht konform; da es sich aber um Prepaid-Karten handelt, die keine Folgekosten verursachen, ist benötigt der Provider die echten Daten in der Praxis nicht. Deswegen ist dies ein gangbarer Weg, um sich der Wirksamkeit von Überwachungsgesetzen wie der Bestandsdatenauskunft zu entziehen. Dem Endnutzer kann es auch egal sein, dass die Anbieter nach §111 TKG die Registrierung eventuell besser prüfen müssten. Im schlimmsten Fall wird die Prepaid-Karte wieder gesperrt.
Die Freischaltung
Die Online-Freischaltung läuft bei den meisten Anbietern so ab, dass man die neue Handynummer und einen Code auf der Registrierungsseite eingibt und dann aufgefordert wird, seine persönlichen Daten anzugeben und einen Login mit Passwort auf der Seite des Anbieters anzulegen. Danach erhält man oft noch einen Bestätigungslink per Mail. Einige Minuten nach dem Anklicken des Links in der Bestätigungsmail wird die Karte freigeschaltet und man kann telefonieren, SMS versenden oder surfen.
- Wichtig ist, dass man die Karte als echte Prepaidkarte mit voller Kostenkontrolle aktiviert und nicht, wie bei einigen Anbietern möglich, als Postpaid-Variante mit automatischer Kontoabbuchung.
- Es empfiehlt sich, eine ebenfalls anonyme E-Mail-Adresse für die Freischaltung zu verwenden. Wir raten jedoch davon ab, eine E-Mail-Adresse zu verwenden, die nicht funktioniert, da man wie erwähnt unter Umständen eine Bestätigung per E-Mail erhält, in der man einen Link anklicken muss. Die einfachste Lösung besteht darin, sich schnell eine Adresse z. B. bei Google-Mail anzulegen.
- Damit auch unter Verwendung der IP-Adresse, mit der man die Freischaltung online durchführt, keine Rückschlüsse gezogen werden können, empfiehlt sich eine Freischaltung z. B. über das Tor-Netzwerk. Wie man mit Tor surft, haben wir gestern beschrieben:
- Wie man TOR benutzt
- Zwar funktionieren bei den meisten Anbietern auch abenteuerlich klingende Phantasienamen und völlig unsinnige Adressen, doch bietet es sich an, scheinbar plausible, tatsächlich aber unechte Daten zu verwenden. Einige Registrierungsformulare prüfen, ob es die angegebene Straße in der angegebenen Stadt tatsächlich gibt (die Hausnummer wird aber nicht geprüft). Damit man nicht versehentlich eine existierende Adresse verwendet, kann man einfach eine viel zu hohe Hausnummer wählen, die es bestimmt nicht gibt. Google-Maps hilft einem beim Finden einer passenden Adresse.
- Ganz paranoide Nutzer können optional noch darauf achten, die Karte nur in Geräten zu benutzen, die sie vorher nicht mit einer korrekt registrierten SIM-Karte verwendet haben, da unter Umständen ansonsten über die IMEI Rückschlüsse gezogen werden könnten.
Wenn man die hier beschriebenen Schritte beachtet, sollte die Freischaltung problemlos funktionieren. Da bleibt uns nur noch, viel Spaß mit der Prepaid-Karte und der neu gewonnen Anonymität zu wünschen.
Gewinnspiel
Wir verlosen drei anonym registrierbare Starterpakete mit Prepaid-SIM-Karten, die jeweils ca. 10 Euro Startguthaben oder Surf-Flatrates enthalten.
Um teilzunehmen, schickt einfach eine korrekt mit OpenPGP verschlüsselte E-Mail an vorstand@piratenpartei-bw.de
PGP-Key
Wenn ihr noch nicht wisst, wie das funktioniert, schaut euch unsere Anleitung vom Montag zur Mailverschlüsselung mit OpenPGP an.
Die E-Mail muss nur die Information enthalten, dass ihr am Gewinnspiel teilnehmen wollt, wir melden uns per Mail bei den Gewinnern. Einsendeschluss ist der bundesweite Protesttag gegen die Bestandsdatenauskunft, Sonntag der 14.04.2013.
die anonymste Pre-Paidkarte ist zur Zeit die von Lycamobile, denn sie ist sofort aktiv ohne Registrierung.
Aufladen läßt sich die Karte bei Lotto, Tankstellen usw. Verkauft werden diese Karten meistens an Kiosken, Internet Cafes, RIA Money Transfer Geschäften usw.
Achtung: FONIC sendet ein „Willkommenspaket“ an die hinterlegte Adresse. Postrückläufer führen zur Sperrung der Karte. Danach muss man die Adressdaten telefonisch bestätigen. Da man sich auf deren Webportal einloggen kann, kann man die Daten dort ja nochmal nachlesen oder ggf. korrigieren. Dabei hinterlässt man allerdings seine IP-Adresse…
Das ist nicht richtig was ihr da schreibt.
Fonic z. B. sendet einen „Willkommensbrief“ an neue Prepaid Kunden und sperrt die Handykarte sofort wenn dieser nicht zugestellt werden kann. Auf Diskussionen lässt man sich gar nicht erst ein mit Verweis auf die AGBs.
Werden die Daten nicht korrigiert wird die SIM deaktiviert, das vorraus bezahlte Guthaben einbehalten.
Als anonyme Emailadresse sollte man statt Google einfach eine Wegwerfadresse verwenden, wie etwa von trash-mail.com – keinerlei Anmeldung nötig und auch Dateianhänge sind möglich, bis zu einer Größe von 1 MB.
Cheers
Also ich kenne da jemand *hust* der so eine Fonic-Karte mit Fake Daten schon länger problemlos betreibt.
Hi,
vielleicht schreibt Ihr auch mal ein How To, wie man zu einer wirklich anonymen Webseite kommt.
Was in DE diesbezüglich abgeht ist nicht mehr schön und macht keine Lust, hier so etwas zu installieren.
Viele Grüße T.
MAcht weiter so….
Für emails kann man auch tormail.org verwenden.
Bei google Mail kann ich zwar mit tor ein E-Mailaccount anlegen, dann wollen die jedoch eine Mobiltelefonnummer um eine Textnachricht mit dem Freischaltcode für das Account zuschicken zu können. Dies setzt voraus das die Prepaid nummer dann technsich schon funktioniert oder nicht ?
Fonic könnt ihr mal aus der Liste löschen. Wie Sascha schon schreibt, kann man dort seit diesem Jahr keine anonyme Freischaltung mehr erhalten. Wenn ihr das trotzdem stehen lasst, bedeutet das Gutgläubige wie ich Fonic ständig 10Euro schenken, weil ihr hier mit veralteten Informationen hantiert.
Die Bedinungen, um so wirkliche Anonymität zu erreichen, sind sehr hart:
1. Es sind viele Schritte exakt zu befolgen, und jeder einzelne, noch so kleine Fehler führt unwiederbringlich zur Deanonymisierung!
2. Fonic fällt inzwschen schon mal raus, andere Anbieter werden wohl auch über kurz oder lang vom „Verbraucherschutz“ oder der Konkurrenz abgemahnt werden, und dementsprechend die Zugangs-Bedingungen anpassen.
3. Jedwede nicht anonyme Kommunikation über diesen anonymen Anschluss verbietet sich ebenso, wie eine dazu parallele Nutzung personalisierter Geräte.
4. Jedwede häufige oder regelmäßige Kommunikation über diesen anonymen Anschluss verbietet sich an personalisierten Standorten.
5. Jedweder Betrieb (ganz besonders passiv, also eingeschaltetes Gerät) auf häufig oder regelmäßig genutzten Wegen von und zu festen Standorten verbietet sich wegen der damitz verbundenen Profilbildung. Es reichen bereits 4 Standorte zur aus, um eine Person wiederzuerkennen.
Gibts es Möglichkeiten eine bestehende Rufnummer auf eine anonyme SIM zu portieren?
Haha, bestehende rufnummer auf anon sim portieren, wo soll der sin dann sein? Dann ist diese nicht mehr anonym…
Ich habe lycamobile ausprobiert, wie anonym oben vorgeschlagen hat. Die Karte muss jetzt auch online registriert werden oder per Anruf. Wenn man wirklich anonym bleiben möchte, müsste man also durch Angabe eines falschen Namens etc. gleich schon mal gegen die AGBs verstoßen… Das hat problemlos funktioniert… 😉 Und nein ich möchte jetzt keine Straftat begehen, es war mehr aus reiner Neugier und weil ich dieses ganze Datengesammel unheimlich finde!